Die aktuelle Marktsituation von Cannabis in Deutschland

Der Cannabismarkt in Deutschland lässt sich in drei Bereiche unterteilen. Zum einen der Markt für medizinisches Cannabis, primär bestehend aus Cannabisproduzenten, Cannabis-Händlern, Apotheken und Ärzten, zum anderen der Markt im Umfeld von Cannabis als Genussmittel (Zubehör zum Konsum, Produkte für den Eigenanbau & Anbau über Vereinigungen, Produkte die hauptsächlich CBD enthalten), aber auch der Markt von Nutzhanf zur Faser- und Lebensmittelgewinnung. Teilweise können sich Bereiche auch überschneiden.

Crystalweed-cannabis-RIaTLIfA-T4-unsplash
1. Medizinisches Cannabis

2017 wurde Cannabis als Medikament verschreibungsfähig und die Entscheidung wurde getroffen, dass die Versorgung der Patienten mit Cannabis durch professionellen Anbau und Abgabe über die Apotheken sichergestellt wird. Dies geschah auf Druck der Patienten, die sich das Recht für eine Versorgung mit Cannabismedikamenten über viele Jahre gerichtlich erstritten haben. Es wurden Rahmenbedingungen geschaffen, die es zuließen, dass sich ein Markt bilden konnte. Es war nun das erste Mal möglich, dass Cannabis von Ärzten, damals als Betäubungsmittel, verschrieben werden konnte und Apotheken Cannabis höchster Qualität mit gesichertem Wirkstoffgehalt, auf einem Privatrezept zu Lasten der Patienten oder auf Kosten der Krankenkassen ausgeben konnten. Deutschland war mit diesem, mehr oder weniger über den freien Markt geregelten Konzept zwar absoluter Pionier in Europa, aber weltweit dienten mehrere Staaten in den USA, sowie Israel und vor allem Kanada als Vorbild. Es wurden exponentielle Anstiege an Patienten, abgesetzten Cannabisblüten und Gesamtumsatz erwartet. Vor Allem international agierende Unternehmen sahen darin ein immenses Potential und nicht wenige rechneten auch bald mit einer kompletten Legalisierung von Cannabis auch als Genussmittel in Deutschland. Doch der einzige exponentielle Anstieg gab es nur in der Anzahl der mit Cannabismedikamente handelten und produzierenden Unternehmen. Entgegen allen Meinungen aus Industrie und vieler Experten, konnte ich persönlich bereits in meiner Masterthesis (Fertigstellung Januar 2019) an der Universität Hohenheim, in der ich die Marktentwicklung im deutschen Medizinalcannabismarkt prognostizierte feststellen, dass unter der Berücksichtigung der damals vorhandenen Daten es ohne weitere gesetzliche Änderungen zu einem mehr oder weniger linearen Anstieg in Patientenzahl, Verschreibungen und Umsatz (mit etwas geringerer Steigung) kommen wird. Daher dauerte es zwar ungefähr 3 bis 4 Jahre bis der zunächst reine Wachstumsmarkt, in dem die Patienten jede Blüte akzeptierten (auch wenn diese aus der heutigen sich als recht minderwertig angesehen werden müssen), sich durch das stärker als die Nachfrage steigende Angebot, sich zu einem Verdrängungswettbewerb entwickelt hat. Viele Experten aus dem medizinischen und wissenschaftlichen Umfeld prognostizieren seit Jahren, dass in Deutschland mittelfristig 800.000 bis 1,6 Millionen Patienten (ACM 2023) medizinisches Cannabis einnehmen werden. Anfang 2024 gab es bereits circa 230.000 Patienten, doch bei anhaltender Marktentwicklung, lägen 800.000 bis 1,6 Millionen Patienten sehr weit in der Zukunft.
Wir sind aber eben im Jahr 2024 und mit dem neuen Gesetz haben sich bereits die Rahmenbedingungen für medizinisches Cannabis entscheidend geändert. Medizinisches Cannabis ist kein Betäubungsmittel mehr, der Arzt muss die Verschreibung nicht mehr auf einem speziellen Rezept ausstellen, das Rezept ist nicht mehr nur 7 Tage gültig sondern vier Wochen (Kassenrezept) beziehungsweise drei Monate (Privatrezept) und besonderen Dokumentationspflichten für Medizinerinnen, Mediziner und Apotheken entfallen. Die Anzahl an Patienten steigt im Moment sehr stark an und die 800.000 bis 1,6 Millionen erscheinen plötzlich realistischer. An dieses Potential glauben auch einige Firmen, die es Patienten erleichtern wollen, eine Verordnung von Cannabis zu erreichen. Natürlich spreche ich von der sogenannten Telemedizin. Verschiedene Firmen bieten online den Service an die Krankenakte zu analysieren, zu bewerten ob die Verschreibung von Cannabis sinnvoll, hilfreich und möglich ist und gegebenenfalls zu einem Arzt zu vermitteln, der aufgrund der nun bereits vorhandenen Krankheitsgeschichte sehr schnell (in der Regel online) bewerten kann ob dem Patient potentiell hilft und somit ob er verschreibt. Aus Gründen der Simplizität wird die Krankenkasse nicht involviert und der Patient trägt die Kosten der Therapie privat. Ein Arzt wägt immer die Risiken und den Nutzen der Therapie für diese Entscheidung ab und da Cannabis überschaubare und keine irreversiblen Nebenwirkungen hat, überwiegt oft die Chance, dass es dem Patienten hilft und es steht einem Therapieversuch generell wenig im Wege. Dies führt nun aktuell zu einem starken Anstieg der Verschreibungen und des Umsatzes der beteiligten Firmen. Ist es die oft zitierte Legalisierung von Cannabis über die Apotheke? Diese schubladenhafte Begrifflichkeit überlasse ich anderen. Bieten sich hier volkswirtschaftliche Chancen? Definitiv! Die Gesundheit des gesamten Humankapitals Deutschland steigt durch die Nutzung von medizinischem Cannabis. In welchem Umfang ist schwer abzuschätzen. Natürlich wird die breitere Nutzung von Medizinalcannabis zu einem Rückgang von anderen Medikamenten führen. Denn beispielsweise ist aktuell in Deutschland, aber auch in Kanada, Teilen der USA und Israel zu erkennen, dass übliche Schmerzmittel durch medizinisches Cannabis substituiert werden, weil sie besser bei chronischen Schmerzen wirken, mit weniger Nebenwirkungen einhergehen und ideal in einer multimodale Schmerztherapie eingesetzt werden können. Dies führt zu Umsatzeinbußen und geringere Steuereinnahmen in diesem Bereich. Das steigende Humankapital, durch eine gesündere und damit arbeitsfähigere Bevölkerung, sowie die steigenden Umsätze und Steuereinnahmen in der Medizinalcannabisindustrie wiegen dies schon mehr als alleine auf. Dies wissen nicht nur Experten, sondern bereits durch eine einfache Online Recherche kann jeder sehen, dass Cannabis das Wohlbefinden und die Gesundheit von Menschen steigert, diese in der Gesellschaft teilhaben können und ihr Humankapital nutzen wieder nutzen können, die bereits mehrere Jahre nicht arbeitsfähig waren. Selbsttherapien über den (nun geringer werdene) Schwarzmarkt werden weniger und Umsätze in Medizinalcannabis unterstützenden Gewerben steigen. Wurden diese Entwicklungen berücksichtigt und war das im Gesetz so vorgesehen, ich gehe doch schwer davon aus.
Wie werden sich die nächsten Jahre entwickeln? Die Patientenzahl wird weiter sehr schnell steigen. Exponentiell? Ich denke nicht. In 2024 werden wir eine starke Zunahme sehen, doch darauf hin wird das Wachstum langsam wieder abnehmen. Insgesamt werden wir mittelfristig (innerhalb 2 Jahren) mit großer Sicherheit die 1 Millionen Patienten überschreiten und vielleicht wird sich in ein paar Jahren die Patientenanzahl bei 1,5 - 2 Millionen einpendeln. Denn dass die komplette Legalisierung über die Apotheken verläuft, wie beispielsweise in Kalifornien zwischen 1996 und 2018, abgelöst durch eine komplette Legalisierung, sehe ich nicht, da wir auch einen legalen Eigenanbau haben.
Die Verschreibungen und die Mengen an Cannabismedikamenten werden sich also in absehbarer Zukunft fast verzehnfachen. Die Selbstversorgung ist durch Eigenanbau möglich, oder durch Anbauvereinigungen. Die Kosten von einem Gramm Cannabis durch eine Anbauvereinigung werden kurz- und mittelfristig weit über den Kosten von Medizialcannabis in der Apotheke liegen. Die Anlagen in den Anbauvereinigungen müssen erst installiert werden und das Cannabis mit im Vergleich zu anderen Ländern deutlich höheren Energiekosten angebaut werden. Dies gepaart mit dem im Vergleich zur Privatwirtschaft etwas geringeren Effizienzzwang führt zu höheren Herstellungskosten im Vergleich zu dem Cannabis aus der Apotheke. Langfristig (circa 2 bis 5 Jahre) werden die Preise in den Anbauvereinigungen für das abgegebene Cannabis mit denen aus der Apotheke wahrscheinlich vergleichbar sein können, denn die Gewinnmarge in den Anbauvereinigungen sind langfristig nicht vorhanden.
Die Firmen, welche die Patienten mit hoher Qualität und verlässlich versorgen, flexibel und schnell auf aktuelle Markttrends reagieren, werden dauerhaft profitieren. Im Moment ist die Nachfrage sehr groß, die Firmen reagieren, produzieren und importieren mehr Medikamente, es treten mehr Firmen in den deutschen Markt ein - spricht das Angebot steigt ebenfalls. Mittel- bis langfristig (>2 Jahre) wird das Angebot die Nachfrage übersteigen und der Markt wird sich daraufhin bereinigen.

2. Markt für Cannabis als Genussmittel und CBD-haltige Cannabisblüten

Abgesehen von medizinischem Cannabis ist der Markt für CBD-Produkte, die Cannabidiol enthalten, aber nur minimale Mengen des psychoaktiven Wirkstoffs THC, in den letzten Jahren stark gewachsen. CBD-Produkte wie Öle, Tinkturen, pflegende Produkte für die Haut, Rauchwaren, tiermedizinische Produkte und Nahrungsergänzungsmittel sind in Deutschland legal und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Dieser Trend wird auch zukünftig anhalten und eine ordentliche Regulierung von CBD-Produkten ist längst überfällig. Cannabis ist legal, somit auch CBD. Produkte, die CBD enthalten, sind aber weiterhin im Graubereich. Denn zum einen schließt das neue Gesetz den Handel von Cannabis, somit auch Produkte nur mit CBD, aus, aber solche Produkte befinden sich bereits im Handel. CBD war auch nie explizit verboten, was der Grund für die sich bereits im Handel befindenden Produkte ist. Wann kommt die Regulierung? Es ist bisher kein offizieller Fahrplan hierfür bekannt. Nur eines ist sicher - die aktuelle Situation ist aus allen Blickwinkeln nicht zufriedenstellend. Sobald eine Regulierung in Aussicht ist, werden umsatzstarke Unternehmen aus der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie in die Erforschung und Entwicklung deutlich mehr als bisher investieren, um ebenfalls von diesem Trend zu profitieren. Bis dahin können sich kleinere, mutige Unternehmen einen technologischen aber auch wirtschaftlichen Vorsprung erarbeiten.
Ein weiterer interessanter Bereich sind die für den Eigenanbau und Anbauvereingungen zuliefernden Gewerbe. Es geht hier um Pflanzenlampen, Belüftungstechnik, Substrate für Pflanzen und Düngemittel, Cannabissamen, Cannabissetzlinge (zukünftig eventuell), genauso wie Equipment für den Konsum von Cannabis, aber auch Gastronomie und Tourismus etc.. Das Potenzial ist sehr groß in jedem dieser Bereiche, denn das Interesse an allem, was mit Cannabis zu tun hat, ist im Moment immens.

Margo-amala-bc9DFiU7b00-unsplash
3. Der Markt von Nutzhanf zur Faser- und Lebensmittelproduktion

Nutzhanf ist definiert als landwirtschaftlicher Anbau von Cannabis mit <0,3 % THC

Der Nutzhanfmarkt in Deutschland umfasst die Produktion und den Vertrieb von industriell genutztem Hanf, auch bekannt als Industriehanf oder Nutzhanf. In Deutschland ist der Anbau von Nutzhanf mit einem THC-Gehalt von unter 0,3 % legal und unterliegt bestimmten gesetzlichen Vorschriften und Kontrollen.
Nutzhanf wird für verschiedene kommerzielle Zwecke angebaut, darunter die Herstellung von Lebensmitteln, Kosmetikprodukten, Textilien, Baustoffen, Papier und sogar Biokraftstoffen. Hanffasern sind robust und vielseitig einsetzbar, was sie zu einem attraktiven Rohstoff für verschiedene Industriezweige macht.
In den letzten Jahren ist das Interesse an Nutzhanf als nachhaltige und umweltfreundliche Ressource gestiegen. Die Nachfrage nach Hanfprodukten wie Hanfsamen, Hanföl, Hanftextilien und CBD-reichen Hanfprodukten nimmt ebenfalls zu, da Hanf als eine gesunde Quelle für Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetik betrachtet wird.
Der Nutzhanfmarkt in Deutschland wächst stetig, obwohl es immer noch Herausforderungen gibt, insbesondere in Bezug auf den Anbau, die Verarbeitung und die Vermarktung dieser Produkte. Die Entwicklung von Standards und Zertifizierungen für Hanfprodukte sowie die Aufklärung der Verbraucher über die Vorteile und Anwendungen von Nutzhanf spielen eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung dieses Marktes.

Matteo-paganelli-MqISkm2iLGc-unsplash

Kontakt

Matthias Ebel
Langer Zaun 46
74182 Obersulm
DEUTSCHLAND
Wir verwenden Cookies
Wir und unsere Partner verwenden Cookies und vergleichbare Technologien, um unsere Webseite optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern. Dabei können personenbezogene Daten wie Browserinformationen erfasst und analysiert werden. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmen Sie der Verwendung zu. Durch Klicken auf „Einstellungen“ können Sie eine individuelle Auswahl treffen und erteilte Einwilligungen für die Zukunft widerrufen. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Einstellungen  ·  Datenschutzerklärung  ·  Impressum
zurück
Cookie-Einstellungen
Cookies die für den Betrieb der Webseite unbedingt notwendig sind. weitere Details
Website
Verwendungszweck:

Unbedingt erforderliche Cookies gewährleisten Funktionen, ohne die Sie unsere Webseite nicht wie vorgesehen nutzen können. Das Cookie »TraminoCartSession« dient zur Speicherung des Warenkorbs und der Gefällt-mir Angaben auf dieser Website. Das Cookie »TraminoSession« dient zur Speicherung einer Usersitzung, falls eine vorhanden ist. Das Cookie »Consent« dient zur Speicherung Ihrer Entscheidung hinsichtlich der Verwendung der Cookies. Diese Cookies werden von Matthias Ebel Consulting auf Basis des eingestezten Redaktionssystems angeboten. Die Cookies werden bis zu 1 Jahr gespeichert.

Cookies die wir benötigen um den Aufenthalt auf unserer Seite noch besser zugestalten. weitere Details
Externe Videodienste
Verwendungszweck:

Cookies die benötigt werden um YouTube Videos auf der Webseite zu integrieren und vom Benutzer abgespielt werden können.
Anbieter: Google LLC
Verwendte Technologien: Cookies
Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 179 Tage gespeichert.
Datenschutzerklärung: https://policies.google.com/privacy?hl=de&gl=de

Cookies die benötigt werden um Vimeo Videos auf der Webseite zu integrieren und vom Benutzer abgespielt werden können.
Anbieter: Vimeo LLC
Verwendte Technologien: Cookies
Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 1 Jahr gespeichert.

Datenschutzerklärung: https://vimeo.com/privacy